Von kritischen und gemeinen Fragen lernen – Likrat International Weekend
Likratinas und Likratinos aus der Schweiz, Deutschland, Österreich und Moldawien trafen sich zum Likrat International Weekend 2018. Im Fokus dieses Schulungswochenendes standen Simulationen von Likratbegegnungen mit Schulklassen.
Sind Likratinas und Likratinos im Einsatz, steht eine Aufgabe im Zentrum: Fragen beantworten. Deshalb machten die 40 Likratinas und Likratinos am Likrat International Weekend vor allem eins: Fragen stellen und Fragen beantworten. Am Freitagabend stand Rabbiner Noam Hertig Rede und Antwort: «Kann man eine gute Jüdin sein und nicht an Gott glauben?» oder «Warum lässt Gott schreckliche Taten zu?» waren Fragen, welche die jungen Jüdinnen und Juden beschäftigten. War eine Frage beantwortet, schossen sofort Hände in die Höhe. Der Rabbiner wurde mit Fragen gelöchert. Es wurde klar: Die Jugendlichen beschäftigen sich intensiv mit ihrer jüdischen Identität.
Lehrreiche und herausfordernde Begegnungssimulationen
Als am Samstag und Sonntag Begegnungen mit Schulkassen simuliert wurden, forderten sich die Likratinas und Likratinos gegenseitig heraus. Einfache Fragen stellten sie keine. Sie fragten nach und widersprachen. Oft konnten die Jugendlichen mit ihrem Wissen und ihrer Schlagfertigkeit überraschen. Nach einer Fragerunde folgte ein konstruktives und ehrliches Feedback, weder vor Lob noch vor Kritik schreckten sie zurück. Davon profitierte Yoni aus Bern: «Ich habe gelernt, selbstbewusster aufzutreten und aus mir herauszukommen». Die Likratinos und Likratinas tauschten Tipps und Erfahrungen aus, wie sie ihre Nervosität kontrollieren können oder kompetent auf Vorwürfe reagieren. Sophie aus Wien war überzeugt, dass sie in der nächsten Likratbegegnung die neu erworbenen Kompetenzen anwenden kann.
Unterschiedliche Länder – unterschiedliche Fragen
Die Likratinas und Likratinos merkten bald, dass sich Likrat in der Schweiz, in Deutschland, in Österreich und in Moldawien unterscheidet. Die spezifischen kulturellen Gegebenheiten der verschiedenen Länder prägen die Begegnungen. So stellte Sophie aus Deutschland fest, dass die Schweizerinnen und Schweizer das Thema Schächten immer wieder aufbrächen. Sie habe schon einige Begegnungen geleitet, doch auf dieses Thema sei sie noch nie angesprochen worden. «In Deutschland werden vermehrt Fragen zum jüdischen Selbstverständnis gestellt. In der Schweiz scheint dies selbstverständlich zu sein. Das finde ich super – ich überlege mir, in Zürich zu studieren.»
Stadtführung, Lasertag und Schokolade durften auch nicht fehlen
Auch der soziale Teil kam nicht zu kurz. Die jungen Jüdinnen und Juden wurden mit einer Stadtführung bei strahlendem Sonnenschein durch Zürich belohnt. Anschliessend konnten sie sich beim Lasertag austoben. Das Wochenende endete typisch schweizerisch mit einer Schokoladendegustation. Beide Sophies und Yoni waren sich einig: das Ziel des Seminars, lernen und das Wochenende geniessen, wurde erreicht.