Likrat Public

Wie vermittelt Iris Sobol dem Spitalpersonal Wissen über das Judentum? Ein Interview

Auf was muss das Spitalpersonal achten, wenn jüdische Patientinnen oder Patienten betreut werden? Und wie sieht es mit dem Essen aus oder mit den Feiertagen? Um solche Fragen zu beantworten besuchte Iris Sobol das Universitätsspital Basel.

Wenn das Spitalpersonal jüdische Patientinnen und Patienten betreut, kann es schnell zu Unsicherheiten kommen. Welche Essensvorschriften müssen je nach Patientin oder Patient beachtet werden und wie kann das individuell nachgefragt werden? Wie sieht es mit der Einhaltung des Schabbats im Krankheitsfall aus und wann sind welche Feiertage und was sind da jeweils die spezifischen Bräuche oder Vorgaben? In Spitälern ist es ganz besonders wichtig, die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten zu kennen und entsprechend die Pflege und Behandlung darauf abzustimmen. Auch kommt es vor, dass sich aus Unkenntnis der jüdischen Kultur oder der Bräuche Irritationen beim Personal ergeben.

Likratina als Quereinsteigerin

Iris Sobol besucht als Likratina Organisationen mit jüdischen Kundinnen und Kunden und führt mit den Mitarbeitenden Likratbegegnungen durch. Ohne Tabus werden dort Fragen beantwortet, unklare Situationen besprochen und hilfreiches Wissen über das Judentum vermittelt. Iris Sobol ist nun schon seit einem Jahr als Freiwillige beim Projekt engagiert und darf schon auf eine Reihe spannender Begegnungen zurückschauen. Sie gehört nicht zu den typischen Likratinos und Likratinas, die schon in jungen Jahren das Likrat-Ausbildungsprogramm durchlaufen haben. Vielmehr ist Iris Sobol eine Quereinsteigerin. Sie bringt grosse Lebenserfahrung aus Familie, Beruf aber auch als ehemaliges Vorstandsmitglied der Israelitischen Gemeinde Basel IGB mit. Dadurch bereichert sie mit Praxiswissen sowie Kontakten und Beziehungen zu Organisationen den Pool der sehr unterschiedlichen Likratinos und Likratinas. Vor kurzem hat sie eine Likratbegegnung im Universitätsspital Basel durchgeführt.

Als Quereinsteigerin ins kalte Wasser gesprungen: Interview mit Likratina Iris Sobol

Wie ist es dazu gekommen, dass Sie das Universitätsspital Basel besucht haben?

Aus Erfahrung weiss ich, dass eine grosse Mehrheit der Bevölkerung nicht viel über das Judentum weiss. Von meiner Arbeit in der IGB habe ich noch viele Kontakte zu Spitälern. Darum habe ich die Gelegenheit gepackt und dort nachgefragt, ob Interesse bestünde, mehr über das Judentum und unsere Bräuche zu erfahren. Beim Vorgespräch mit der Leitung der Hotellerie des Universitätsspitals habe ich sehr viel positives Interesse gespürt. So haben wir gemeinsam vereinbart, eine Likratbegegnung als Schulung der Supervisoren des Hotelleriebetriebs durchzuführen.

Was können Sie uns über die Teilnehmenden und ihre Fragen erzählen?

Ich habe mehrere Begegnungen in Gruppen mit zwischen vier bis acht Teilnehmenden geleitet. Ganz generell war die Neugier gross und ihnen lagen viele Fragen auf dem Herzen. Einige der Teilnehmenden waren auch sehr erfahrene Pflegeprofis, die bereits Erfahrungen und Kenntnisse mitbringen konnten. Fragen zur koscheren Ernährung und zum Umgang mit den unterschiedlichen Wünschen der jüdischen Patientinnen und Patienten waren sehr prominent vertreten. Einige Fragen zeigten auch auf, dass es doch immer wieder zu Missverständnissen kommt. Umso mehr hat es mich sehr gefreut, dass das Interesse am Judentum so gross ist und dass sich alle derart bemühen, den Spitalaufenthalt für die jüdischen Gäste so angenehm wie nur möglich zu machen. Das hat mich sehr beeindruckt.

Mit ihrem Hintergrund sind Sie eher eine Ausnahme-Likratina. Wie sind Sie zum Projekt gekommen?

Likrat gibt es ja nun schon seit 15 Jahren und ist bei Schulen ein Riesenerfolg. Darum wurde vor ein paar Jahren beschlossen, das Konzept als Likrat Public auch bei Unternehmen und Erwachsenen umzusetzen. Die Likratverantwortlichen kenne ich noch von meiner Jugendarbeit im Vorstand der IGB. Auch wegen dieser inhaltlichen Nähe wurde ich angefragt, ob ich mir ein Engagement bei Likrat Public vorstellen könne. Das habe ich und bin dann als Quereinsteigerin ins kalte Wasser gesprungen. Es scheint mir auch generell eine sehr gute Idee zu sein, noch mehr jüdische Freiwillige mit einer breiten Lebenserfahrung und mit unterschiedlichen Hintergründen zu motivieren, sich als Likratina oder Likratino zu engagieren. Darum ist es auch toll, dass die Likrat-Weiterbildungen heute auch Quereinsteigerinnen wie mir offenstehen.

Beim Likrat Public-Sommerprojekt werden Sie ebenfalls in Tourismusregionen unterwegs sein. Was steht Ihnen da bevor?

Mit anderen Freiwilligen werde ich meinen Einsatz in Davos haben. Wir wollen Präsenz zeigen und dort hingehen, wo sich auch erfahrungsgemäss jüdische Touristinnen und Touristen aufhalten, wie bei Bergbahnen, Hotels, Spielplätzen und so weiter. Unsere Aufgabe wird es sein, als Vermittler und Vermittlerinnen zwischen den Betrieben, den Einheimischen und den jüdischen Touristen zu «funktionieren». Was wir anbieten können, ist Hilfe in der gegenseitigen Kommunikation und bei der Klärung von Missverständnissen. Ausserdem werden wir detaillierte Informationsbroschüren für Hotellerie und Einheimische und für die jüdischen Gäste verteilen. Ich bin sehr gespannt, wie sich der Einsatz entwickeln wird und freue mich schon jetzt auf die zahlreichen Begegnungen und die wunderschöne Berglandschaft.

Jetzt Likrat-Luft schnuppern

Jährlich finden Weiterbildungstage und -seminare von Likrat statt. Neugierige und solche, die sich ein Engagement bei Likrat vorstellen können, sind herzlich willkommen. Bei Likrat und vor allem Likrat Public werden auch Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen eingesetzt.

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