Likrat Public hat mit einem wegweisenden Sommerprojekt in den Bergen geholfen, das Miteinander von jüdischen Gästen und lokaler Bevölkerung zu verbessern
Likrat Public hat diesen Sommer ein Pilotprojekt in Schweizer Ferienregionen durchgeführt. Mit Vermittlerinnen und Vermittlern sowie Informationsbroschüren sollte das gegenseitige Verständnis zwischen jüdischen Gästen und Einheimischen gefördert werden
Wo vor einer Woche noch unübersehbar jüdische Gäste flanierten, einkauften und wanderten, ist es nun sehr ruhig geworden. Die drei Wochen nach dem Fast- und Trauertag Tischa Be’Aw sind nun vorbei und damit auch die Hauptsaison der jüdischen Gäste in den Bergregionen der Schweiz. Mitabgereist sind auch die Likrat Public-Vermittlerinnen und -Vermittler, die in dieser Zeit in Arosa, Davos und im Saastal unterwegs waren, um Wissen über das Judentum zu vermitteln und Verständnis zwischen der lokalen Bevölkerung und den jüdischen Gästen zu fördern. Nach einem ersten Fazit gefragt, meint Projektleiter Jonathan Schoppig: «Der Einsatz der Likratinos und Likratinas war unglaublich. Zehn bis zwölf Stunden pro Tag haben sie sich engagiert gezeigt. Und der Einsatz hat sich gelohnt, was uns von allen Seiten bestätigt wurde.»
2 Jahre Vorarbeit und eine intensive Umsetzung
Nach zwei Jahren Konzeptarbeit, Recherche, Projektpartnersuche und Testläufen ist im Juni das Likrat Public-Sommerprojekt in seine Pilotsaison gestartet. Einerseits haben die beiden Tourismusverbände Schweiz Tourismus und hotelleriesuisse die Informationsbroschüre «Jüdische Gäste in der Schweiz» veröffentlicht. Diese informiert über die jüdische Kultur, Tradition und Religion, aber auch über die Vielfalt jüdischen Lebens. Gleichzeitig veröffentlichte andererseits der Schweizerische Israelitische Gemeindebund SIG die Informationsbroschüre «Welcome to the Swiss Alps» für jüdische Gäste, die schweizerische Eigenheiten erklärt und hiesige Verhaltensweisen näherbringt.
Am 12. August schliesslich startete die dritte Massnahme des Projekts. Seither waren in Arosa, Davos und im Saastal jüdische Vermittlerinnen und Vermittler unterwegs. Die Erfahrungen in dieser Zeit haben gezeigt, dass die Vermittlung vor Ort sowie die Informationsbroschüren grossmehrheitlich auf positive Resonanz stossen. Die jüdischen Gäste zeigten sich überrascht, dass sie auf der Strasse auf Hebräisch oder Jiddisch angesprochen wurden und Hilfestellung erhielten. Die Tourismusbüros wiederum spürten eine Entlastung in der Beratung von jüdischen Gästen. Die lokale Bevölkerung zeigt sich ebenfalls sehr aufgeschlossen. Die Vermittlerinnen und Vermittler konnten offenbar eine Vertrauensbasis schaffen, was durch eine stetige Zunahme direkter Kontaktaufnahmen bei Fragen oder Problemen gezeigt hat.
Ein Wiedersehen im 2020?
Die Debriefings und Analyse sind noch im vollen Gange. Es lässt sich aber schon jetzt sagen, dass der Einsatz der Vermittlerinnen und Vermittler gemessen an den positiven Rückmeldungen auf grossen Zuspruch stiess. Der SIG zählt auch weiterhin auf engagierte und involvierte Projektpartner. Einer Neuauflage dieses wegweisenden Projekts im Jahr 2020 steht somit schon jetzt nur wenig im Wege.